Verein

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Wir trauern um

Dr. Inge Lammel geb. Rackwitz (8.5.1924 - 2.7.2015)

Am 2. Juli 2015 verstarb im Alter von im Alter von 91 Jahren  Dr. Inge Lammel,  Gründerin und Vorstandsmitglied des Waisenhausvereins.

Durch ihre unermüdliche Forschungsarbeit hat sie den Grundstein für die inhaltliche Arbeit des Vereins gelegt. Ihre Publikationen „Jüdisches Leben und Pankow“ und „Jüdische Lebenswege“ weckten das Interesse vieler Pankower und als sie schließlich damit begann, weltweit nach überlebenden ehemaligen Zöglingen des Jüdischen Waisenhauses zu suchen, fand sie interessierte und engagierte MitstreiterInnen. Erst sehr spät sprach sie über ihr eigenes Schicksal. Ebenso wie die meisten der dann regelmäßig nach Pankow eingeladenen Zöglinge war auch sie durch die Kindertransporte  gerettet worden und hatte ihre Eltern im Holocaust verloren.  Frau Dr. Lammel publizierte weiter, zum Teil gemeinsam mit ehemaligen Zöglingen oder Vereinsmitgliedern. Sei es die Reihe der jährlich erschienen Kalender, sei es das Buch zur Geschichte des Jüdischen Waisenhauses oder die Publikation „ Verstörte Kindheiten“.  Aber auch hier sprach sie über die Anderen, es fiel ihr scheinbar sehr schwer, ihr eigenes Schicksal zu reflektieren. Besondere Anerkennung  für ihr jahrzehntelanges Forschen und ihr ehrenamtliches Engagement  erfuhr Dr. Inge Lammel 2012 durch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes im ehemaligen Betsaal des Jüdischen Waisenhauses.

Wir alle, ehemalige Zöglinge und Vereinsmitglieder sind Frau Dr. Lammel, der bescheidenen, unermüdlichen, geradlinigen Frau sehr dankbar und erinnern uns ihrer voller Hochachtung.

Ihren Angehörigen, insbesondere ihrem sie jeder Hinsicht unterstützenden Ehemann Karl Lammel, sprechen wir unser aufrichtiges Beileid aus.

 

   
 

 

 

Der Verein trauert um 

         Salomon Muller  (10.08.1924 - 12.04.2014)

Für ihn war das Jüdische Waisenhaus der Ort seiner Kindheit. Leider konnte sein sehnlichster Wunsch, etwas über seine Wurzeln zu erfahren, nicht erfüllt werden, denn trotz intensiver Nachforschungen ließen sich keine Dokumente finden, die seine genaue Herkunft erklären. Seinen Namen und sein Geburtsdatum bekam er, nachdem er im Jüdischen Säuglingsheim anonym abgegeben worden war. Salomon Muller, von seinen Freunden liebevoll Moni genannt, lebte acht Jahre im Waisenhaus, bis er im Dezember 1938 mit dem ersten Kindertransport nach England gerettet wurde. Im Februar 1945 wurde er Berufssoldat der Britischen Armee. Als Polizist der Royal Air Force diente er u.a. in Indien, Japan, Hongkong, Zypern und Nordirland und wurde für seine Verdienste mit der British Empire Medaille geehrt.

Eine eigene Familie hatte er nicht. Nach seiner Pensionierung lebte er zurückgezogen mit seinen Tieren, umsorgt von Freunden.

Salomon Muller kam sehr gern nach Pankow und äußerte noch einen Tag vor seinem Tod die besondere Vorfreude auf den geplanten Besuch Ende Juni.

Sicher wäre er wieder gern mit den Kindern der SchuleEins zusammen gekommen, hätte von seinen Jugendstreichen im Waisenhaus erzählt und sich an das Fenster gesetzt, von dem aus er als Dreizehnjähriger immer einem Mädchen auf der gegenüberliegenden Straßenseite zugewinkt hatte.

 

Wir werden uns an Salomon Muller, diesen bescheidenen, nachdenklichen und freundlichen Menschen gern erinnern.  

                     

 
 

 

 

 

 

Heinz Buhr, geboren am 21.06.1940, verstorben am 05.06.2013

Seit der Wiedereröffnung des ehemaligen Jüdischen Waisenhauses im Jahre 2001 lebte Heinz Buhr in der Hausmeisterwohnung im 2. Obergeschoß. Der mächtige Baukörper des Waisenhauses erhielt auf diese Weise einen ebenbürtigen Partner.
In den langen Fluren und hohen Räumen hätte sich manch zarte Person verloren. Abends und nachts, Bibliothek und Schule menschenleer, hätte sich manch sensibler Geist gefürchtet. Nicht so Heinz Buhr. Wenn er mit seiner hünenhaften Gestalt und grimmigem Blick durchs Haus schritt, zeitweilig begleitet von einem nicht minder eindrucksvollen Hund, wurde das Waisenhaus zur Trutzburg. Aber tagsüber, mit Blick auf hübsche Bibliotheksangestellte oder lärmende Kinder, erhellte sich sein Blick. Und wenn ihm die Kinder zum Geburtstag ein Ständchen sangen und Blumen überreichten, konnte man fast eine Träne in seinen Augen sehen.

In der Hütte auf dem Hof und in den Tiefen des Heizungskellers hatte der Hausmeister seine Werkstätten errichtet. Kein anderer durfte diese heiligen Hallen betreten, hier war das geheime hausmeisterliche Reich. Über viele Jahre schmückte überdies eine veritable Segelyacht den Hof. Wenn er auf seinem Schiff die Aufbauten richtete, dann träumte Heinz Buhr von einer Reise um die Welt – oder doch zumindest durch die Nordsee, zu der es nicht mehr kam.

Die 13 Jahre im Waisenhaus waren der Schlusspunkt eines abenteuerlichen Lebens, das in Hamburg seine besten Jahre hatte. Diese Stadt bildete fortan sein Ideal, an dem er alle anderen Aufenthaltsorte maß. Es konnte kein Ort vor dieser hanseatischen Pracht bestehen. Zu seinem 70. Geburtstag stand demgemäß eine ausgedehnte Hafenrundfahrt auf einem ehemaligen Polizeiboot auf dem Programm, das Freunde für ihn organisierten. Die übermalte, aber noch sichtbare Inschrift „Polizei“ an der Bordwand gemahnte an einen Lebensabschnitt, der auch zu Heinz Buhr gehörte und ihn für geraume Zeit zur inneren Einkehr zwang.

Seit 2011 kämpfte Heinz Buhr, gestützt von treuen Freunden, gegen eine Krankheit, die schließlich selbst seine Kräfte überstieg.

Dr. Michael Voß

 

 

Am 28. Mai 2013

verstarb

Günther Goldbarth

 

Mit einem Strahlen im Gesicht, mit dem ihm eigenen Witz,

aber auch mit einem Hauch von Melancholie erzählte er gern

über seine Zeit im Jüdischen Waisenhaus, in dem er den

Großteil seiner  Kindheit verlebt hatte. Seit 2001 war er mehrmals

Gast in Pankow, ganz zaghaft näherte er sich Deutschland

wieder an, dem Land, aus dem er 1939 fliehen musste, um der

Vernichtung zu entkommen. Günter Goldbarth war ein

 warmherziger, die Natur und die deutsche Dichtung

liebender Mensch.

Aus den Briefen, die er uns schrieb, wird deutlich, wie verbunden

er sich wieder mit dem Ort seiner Kindheit fühlte.

Am 23. Juni 2004 schrieb er an die Vereinsmitglieder:

Und könnten mir Flügel wachsen,

so würd‘ ich gern Berlin besuchen,

dann essen wir alle zusammen,

die herrlichsten Torten und Kuchen.“

Wir werden Günter Goldbart nicht vergessen!

Unser tiefes Mitgefühl gilt Michael, seinem Sohn.

 

   

 

 

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